Praxisanleitung: Vorsichtung durchführen - Sichtungskategorie ermitteln (PRIOR)
Das PRIOR-Schema wurde dahingehend entwickelt, dass nicht nur Verletzte der Sichtungskategorie (SK) I sicher identifiziert werden, sondern auch vital bedrohte Betroffene mit nicht-traumatologischen Krankheitsbildern der SK I sicher zugeordnet werden können. [1]
PRIOR wurde in einem von der Deutschen Gesellschaft für Katastrophenmedizin (DGKM) und dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) als Hauptprojektpartner durchgeführten Projekt im Auftrag der inzwischen aufgelösten Schutzkommission beim Bundesminister des Inneren entwickelt. [2]
Indikation
Missverhältnis zwischen vorhandenen Ressourcen und zu behandelnden Personen bei einem Massenanfall von Patienten und Betroffenen
Material
-
Durchführung
Eine Sichtungskategorie wird vergeben, sobald eine Aussage positiv beantwortet werden kann. Die Bearbeitung der Checkliste endet dann. Die Beantwortung der nachgeordneten Fragen kostet wertvolle Zeit und wird deshalb nicht mehr durchgeführt.
Sofortbehandlung
Patient ist bewusstlos: freimachen der Atemwege, Seitenlage, starke Blutung stoppen
Patient hat eine Störung der Atmung (Atemstillstand, deutliche Atemfrequenz-Störungen oder ein lautes, ohne Hilfsmittel hörbares, krankhaftes Atemgeräusch): freimachen der Atemwege, starke Blutung stoppen
Patient hat Kreislaufstörung (fehlender Radialispuls, deutliche verzögerte Nagelbettfüllung oder starke Blutungen): starke Blutung stoppen
Patient hat Bewusstseinsstörung (Desorientiertheit bis zur Somnolenz oder die Unfähigkeit, einfachen Anweisungen zu folgen)
Patient hat starke Schmerzen am Körperstamm (Thorax, Abdomen oder Becken)
dringliche Behandlung
Patient muss liegen
Patient kann nicht ohne Hilfe oder Hilfsmittel gehen
nicht dringliche Behandlung
noch keiner Sichtungskategorie zugeordnet
Anmerkungen
Anders als in anderen Vorsichtungsalgorithmen werden beim PRIOR Schema keine einzelnen pathologischen Befunde abgefragt, biometrisch erfasst und algorithmisch verwertet, sondern es werden die pathologischen Zustände erfasst, die dann zu einem Vorsichtungsergebnis führen. Folgendes Beispiel soll dies erläutern: Während in mSTaRT und STaRT der Bereich der Atmung mit Hilfe von Atemfrequenz und fehlender Spontanatmung erfasst wird, führen im PRIOR-Algorithmus die bekannten Atemstörungen und pathologischen Symptome wie zum Beispiel Apnoe, Tachypnoe und Bradypnoe, aber auch pathologische Atemgeräusche wie Rasseln und übermäßiger Husten zur Zuordnung in die Sichtungskategorie SK I (rot). Auch Angina-Pectoris-Beschwerden beim akuten Koronarsyndrom können so erfasst werden. Zur Vermeidung einer Übertriage wurde auf die Erfassung von Kopfschmerzen verzichtet. Schwerwiegende zerebrale Veränderungen werden bei der Frage nach dem Bewusstsein oder nach Bewusstseinsstörungen erfasst. [3]
Abbildung: Vorsichtungsalgorthmus PRIOR
Mehr Informationen zur Ermittelung der Sichtungskategorie finden sie in der Praxisanleitung Vorsichtung durchführen - Sichtungskategorie ermitteln.
Literatur
[1] | Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe: PRIOR - Primäres Ranking zur Initialen Orientierung im Rettungsdienst(abgerufen 2020-01-03, Seite nicht mehr abrufbar). |
[2] | Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe: BBK und DGKM stellen erweitertes PRIOR-Vorsichtungssystem vor(abgerufen 2020-01-03, Seite nicht mehr abrufbar). |
[3] | DocPlayer Inc.: PRIOR: Vorsichtungssystem für Rettungsassistenten(abgerufen 2017-08-26). |
Arbeitstechnik in Bildern
Abbildung: Sichtungskategorie T1 | Sofortbehandlung
|
Abbildung: Sichtungskategorie T2 | dringliche Behandlung
|
Abbildung: Sichtungskategorie T3 | nicht dringliche Behandlung
|