Praxisanleitung: Abbindung durchführen - Blutdruckmanschette
In den extremen seltenen Fällen, in denen eine Abbindung erforderlich ist, kann im Sanitätsdienst und Rettungsdienst bei Nichtvorhandensein eines kommerziellen Tourniquets eine Blutdruckmanschette als schonendes Hilfsmittel statt der sonst üblichen Verfahren (Abbindung durch Dreiecktuchkrawatte) angewendet werden.
Indikation
Erfolglosigkeit einer weniger invasiven Maßnahme zur Blutstillung (manuelle Kompression, Druckverband) einer starken, unmittelbar lebensbedrohlichen Blutung an einer Extremität
Kompression und Druckverband bei stark blutenden Extremität wegen Fremdkörper oder offener Fraktur nicht durchführbar
nicht Erreichbarkeit einer stark blutenden Extremität (zum Beispiel eingeklemmter Patient)
starke Blutungen bei gleichzeitiger anderweitige lebensbedrohlich verletzten Patienten
Eigengefährdung oder mehreren schwerverletzten Patienten (zum Beispiel Industrieunfall, Terroranschlag)
Material
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| Abbildung: Abbindung mit Blutdruckmanschette - Material |
Durchführung
Patienten über geplante Maßnahme informieren
luftleere Blutdruckmanschette eng oberhalb der Blutungsstelle um den Oberarm legen und schließen
System mittels Stellschraube des Blutdruckmessgerätes schließen
Blutdruckmanschette aufpumpen bis Blutung steht (ca. 250 mmHg) [1]
Blutdruckmanschette mit mehreren Gängen Leukoplast / Mullbinde gegen unbeabsichtigtes Aufgehen sichern
Erreichen einer effektive Blutstillung erneut kontrollieren
Zeit der Abbindung gut sichtbar notieren
kontinuierlich Manschettendruck überprüfen und gegebenenfalls nachpumpen
Anmerkungen
Je nach Dicke des Oberschenkels kann das beschriebene Vorgehen eventuell auch am Bein durchgeführt werden.
Da Blutdruckmanschetten nicht für eine länger Anwendung unter Druck vorgesehen sind, lässt der Manschettendruck in der Regel innerhalb weniger Minuten deutlich nach. Um ein unbemerktes wieder einsetzen der Blutung zu vermeiden ist eine kontinuierliche Überprüfung des Manschettendruck unumgänglich.
Mehr Informationen zur Abbindung finden sie in der Praxisanleitung Abbindung durchführen.
Literatur
[1] | Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie: S3-Leitlinie Polytrauma / Schwerverletzten-Behandlung (AWMF-Register Nr. 012/019)(abgerufen 2019-10-30), Tourniquet, Seite 110. |
Aa | Atzbach, Ulrich / Hündorf, Hans-Peter / Lipp, Roland (Hg.): Notfallsanitäter upgrade: Edewecht: 2014, Abbindung - 2. Technik, Seite 330. |
Arbeitstechnik in Bildern
Abbildung: Abbindung mit Blutdruckmanschette - Schritt 1 | Patienten über geplante Maßnahme informieren |
Abbildung: Abbindung mit Blutdruckmanschette - Schritt 2 | luftleere Blutdruckmanschette eng oberhalb der Blutungsstelle um den Oberarm legen und schließen |
Abbildung: Abbindung mit Blutdruckmanschette - Schritt 3 | System mittels Stellschraube des Blutdruckmessgerätes schließen |
Abbildung: Abbindung mit Blutdruckmanschette - Schritt 4 | Blutdruckmanschette aufpumpen bis Blutung steht (ca. 250 mmHg) [1] |
Abbildung: Abbindung mit Blutdruckmanschette - Schritt 5 | Blutdruckmanschette mit mehreren Gängen Leukoplast / Mullbinde gegen unbeabsichtigtes Aufgehen sichern |
Abbildung: Abbindung mit Blutdruckmanschette - Schritt 6 | Erreichen einer effektive Blutstillung erneut kontrollieren |
Abbildung: Abbindung mit Blutdruckmanschette - Schritt 7 | Zeit der Abbindung gut sichtbar notieren |
Abbildung: Abbindung mit Blutdruckmanschette - Schritt 8 | kontinuierlich Manschettendruck überprüfen und gegebenenfalls nachpumpen |