Praxisanleitung: Hilfe beim Erbrechen durchführen
Erbrechen ist kein eigenständiges Krankheitsbild sondern Folge von Erkrankungen, Verletzungen, Vergiftungen oder vegetativen Störungen, das sowohl bei leichten (verdorbener Magen, See- und Reisekrankheit) als auch bei schwerwiegenden (Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma, etc.) Krankheitsbildern auftreten kann. Vor allem beim nicht voll orientiertem Patienten ist dabei die Gefahr der Aspiration groß.
Indikation
wacher Patient mit offensichtlich erhalten Schutzreflexen, der erbricht
Material
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| Abbildung: Hilfe beim Erbrechen - Material |
Durchführung
Patienten schnell fachlich kompetente und menschliche Hilfe anbieten
Patienten helfen aufrecht zu sitzen (wenn nicht möglich Kopf zur Seite drehen)
Auffangbehälter unter die Unterlippe halten (halten lassen) und gegebenenfalls Kopf abstützen
gegebenenfalls bei der Entnahme von Zahnprothesen helfen
gegebenenfalls lange Haare des Patienten zurücknehmen
darauf achten, dass das Erbrochene aus dem Mund fließen kann
Patienten zum ruhigen, tiefen Durchatmen anhalten
nach dem Erbrechen dem Patienten Möglichkeit zur Reinigung geben
gegebenenfalls Erbrochenes für Untersuchungen in der Klinik asservieren
Besonderheiten im Zusammenhang mit dem Erbrechen dokumentieren:
Menge (zum Beispiel 'ein Mund voll', 'eine Nierenschale voll')
Häufigkeit
Konsistenz (zum Beispiel 'kaffeesatzartig')
Farbe
Geruch
Beimengungen (zum Beispiel Tablettenreste, Blut)
Anmerkungen
Bei alkoholisierten Patienten kann das Volumen, das der Patient erbrechen kann leicht unterschätzt werden. Hier ist es gegebenenfalls angezeigt, als Auffangbehälter ein größeres Behältnis (Eimer) vorzuhalten.
Jede Reizung der Rachenschleimhaut kann erneutes Erbrechen auslösen und ist deshalb zu vermeiden.
Bei älteren Patienten wie auch bei Säuglingen und Vorschulkindern kann ein massives oder häufiges Erbrechen zu einem Volumenmangelschock oder einer Elektrolytentgleisung führen.
Pflegerische Betreuung von bewusstlosen Patienten
Bewusstlose und bewusstseinsgetrübte Patienten sind bereits beim Auffinden unverzüglich in stabile Seitenlage zu bringen.
Je nach Menge und Konsistenz des Erbrochenen ist der Patient abzusaugen oder der Mund vorsichtig mit geeignetem Material (zum Beispiel Zellstoff, Mullkompresse) auszuräumen.
Giftentfernung bei Vergiftungen
Erbricht der Vergiftete von sich aus, ist entsprechende Hilfestellung zu geben.
Das in der Vergangenheit empfohlene provozierte Erbrechen durch mechanische Reize oder Medikamente ist sehr komplikationsträchtig und kommt deshalb in der Regel nicht mehr zur Anwendung.
Arbeitstechnik in Bildern
Abbildung: Hilfe beim Erbrechen - Schritt 1 | Patienten schnell fachlich kompetente und menschliche Hilfe anbieten |
Abbildung: Hilfe beim Erbrechen - Schritt 2 | Patienten helfen aufrecht zu sitzen (wenn nicht möglich Kopf zur Seite drehen) |
Abbildung: Hilfe beim Erbrechen - Schritt 3 | Auffangbehälter unter die Unterlippe halten (halten lassen) und gegebenenfalls Kopf abstützen |
Abbildung: Hilfe beim Erbrechen - Schritt 6 | darauf achten, dass das Erbrochene aus dem Mund fließen kann |
Abbildung: Hilfe beim Erbrechen - Schritt 7 | Patienten zum ruhigen, tiefen Durchatmen anhalten |
Abbildung: Hilfe beim Erbrechen - Schritt 8 | nach dem Erbrechen dem Patienten Möglichkeit zur Reinigung geben |
Abbildung: Hilfe beim Erbrechen - Schritt 9 | gegebenenfalls Erbrochenes für Untersuchungen in der Klinik asservieren |
Abbildung: Hilfe beim Erbrechen - Schritt 10 | Besonderheiten im Zusammenhang mit dem Erbrechen dokumentieren:
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