Praxisanleitung: Körperteil kühlen
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Indikation
bei allen geschlossenen Verletzungen (Verstauchung, Prellung, Frakturverdacht) direkt nach dem Unfall
Material
Einmalschutzhandschuhe
Kühlmittel (Kältekissen, Kühlgelkissen, mit Eiswasser getränkter Schwamm)
elastische Binde
Durchführung
Die folgenden Durchführungsvorschläge beschreiben die Technik bei unterschiedlichen Körperteilen:
Anmerkungen
Die Kälteanwendung ist bei vielen geschlossenen Verletzungen eine wichtige Maßnahme und fester Bestandteil der PECH-Regel. Die Kälteanwendung dient zum Erreichen folgender Ziele:
Schmerzlinderung
Herabsetzung der Muskelspannung
Dämpfung überschießender Entzündungsreaktionen
Die Kälteanwendung sollte so bald wie möglich beginnen. Jede Minute, die man bei Sportverletzungen bis zum Beginn der Kälte-Kompression verstreichen lässt, verlängert die Regeneration um mindestens einen Tag.
Eine nur kurzzeitige Kälteanwendung führt nach Beendigung durch reaktive Mehrdurchblutung zunächst zu einer Schmerzlinderung, sekundär aber zu einer Erwärmung des betroffenen Hautareals. Dies ist bei den meisten Sportverletzungen nicht erwünscht. Nur durch eine langzeitige Kühlung wird eine ausreichende Tiefenwirkung erzielt. Die Kälteanwendung sollte sich je nach Schweregrad der Verletzung kontinuierlich bis zu zwei oder drei Stunden erstrecken und langsam ausklingen. [1]
Bei angelegter Kompression muss wegen der Gefahr einer örtlichen Erfrierung spätestens nach 20 Minuten eine Kontrolle des betroffenen Körperteils erfolgen. Dafür wird die Kühlung für einige Minuten unterbrochen.
Kühlgelkissen und Kältekissen können im Restmüll entsorgt werden.
Bei offenen Muskel- oder Gelenkverletzungen ist die Kälteanwendung zu unterlassen.
Äußert der Patient nach längerer Kühlung plötzlich Schmerzen, ist die Kühlung sofort abzubrechen. [2]
Kühlmittel
Kältekissen
Kältekissen sind unabhängig von einer externen Kühlquelle, da sie die Kälte durch eine chemische Reaktion erzeugen und werden durch festes zusammendrücken und schütteln aktiviert. Sie können in der Regel nur einmal verwendet werden.
Kühlgelkissen (Eispack-Sofortkompresse)
Kühlgelkissen werden im Eisfach abgekühlt und bleiben durch das Gel trotzdem modellierfähig. Um eine zu starke Unterkühlung des betroffenen Bereiches zu vermeiden, ist es bei der Anwendung von Kühlgelkissen unbedingt erforderlich, ein Polster zwischen Kühlmittel und Haut zu bringen (Mullkompresse, Handtuch, etc.).
Eiswasser
Eiswasser ist eigentlich nur das kühlende Medium. Über die verletzte Stelle kommt ein in Eiswasser getauchter Schwamm. Darüber wird eine eisgekühlte elastische Binde gewickelt. Dadurch erreicht man eine gute Kompressionswirkung und durch die gute Anschmiegsamkeit des Schwammgewebes wird eine gute, gleichmäßige Kompressionswirkung erreicht. Eisschwämme bergen im Gegensatz zum Kühlgelkissen nicht die Gefahr von örtlichen Erfrierungen.
Eis- und Kühlsprays
Wegen der schnellen Verfügbarkeit sind Eis- und Kühlsprays sehr beliebt. Allerdings gehen von ihnen große Gefahren für den Patienten aus:
nur oberflächliche Wirkung, keine echte Kälteanwendung
Gefahr der Erfrierung der besprühten Bereiches
durch die schnell einsetzende Schmerzlinderung wird das betroffene Körperteil sofort wieder belastet und dadurch weiter geschädigt
Eis- und Kühlsprays kommen deshalb im Sanitäts- und Rettungsdienst nicht zum Einsatz.
Literatur
[1] | Bayerisches Jugendrotkreuz: Juniorhelfer plus 2020(abgerufen 2022-02-19), Sportverletzungen - Sportverletzungen. |
[2] | Deutsches Rotes Kreuz (Hg.): DRK Leitfaden Sanitätsdienstausbildung (2009): 5. Aufl.Berlin: 2018, Praxisanleitungen 'P19: PECH-Regel - Hinweise für den Ausbilder', Seite 2. |
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