Virtuelle San-Arena Erlangen

Praxisanleitung: KED-System anlegen

Das KED-System (Kendrick Extrication Device, Rettungskorsett, erfunden 1978 von EMS-Legende Rick KENDRICK) dient zur Ruhigstellung sitzender traumatisierter Patienten ohne vitale Bedrohung, die wegen des Verdachts einer Wirbelsäulenverletzung oder Bandscheibenvorfalls immobilisiert werden müssen.

Darüber hinaus bietet die Anwendung des KED-Systems die Möglichkeit 'Griffe am Patienten' anzubringen.

Indikation

• sitzender Patient mit Verletzung der Wirbelsäule

• sitzender Patient mit Rückenschmerzen (zum Beispiel Bandscheibenvorfall)

• in Kombination mit geeignetem Hebezeug zur Rettung des Patienten aus Höhe oder Tiefe

Der Einsatz des KED-Systems muss auf solche Situationen beschränkt bleiben, in denen für den Patienten keine Vitalbedrohung besteht oder keine sofortige Rettung aus dem Gefahrenbereich notwendig ist, da das Anlegen sehr zeitintensiv ist.

Material

Durchführung

Zum Anlegen eines KED-System sind mindestens zwei Helfer erforderlich.

Helfer 1

Helfer 1 sorgt während des gesamten Vorgangs für die manuelle Bewegungseinschränkung der Halswirbelsäule. HWS-Fixiermanschetten schränken die Beweglichkeit der Halswirbelsäule nur unzureichend ein und schützen allein nicht ausreichend vor Bewegungen. Erst während des Anbringens der Kopffixierung des KED-Systems darf er die Fixierung des Kopfes beenden.

• Kopf des Patienten (sobald angelegt einschließlich der Halskrause) in Neutralposition halten, um Zug oder Druck auf die Halswirbelsäule zu vermeiden

Helfer 2

Helfer 2 legt die Halskrause und das KED-System an:

• Patienten über geplante Maßnahme informieren und darauf aufmerksam machen, dass er sich nirgendwo festhalten darf

• HWS-Immobilisationskragen vorbereiten und anlegen

• Taschen des Patienten entleeren (entleeren lassen), um Quetschungen und Druckstellen zu vermeiden

• KED-System aus Tragesack entnehmen

• KED-System ausrollen und Kinn- und Stirngurt abnehmen

• Beckengurte lösen und auf der patientenabgewandten Rückseite platzieren und ankletten

• KED-System mit der weichen Seite zum Patienten vorsichtige zwischen Sitz und Patienten im 45 Grad Winkel einschieben

• KED-System vertikal stellen, bis es auf der Sitzfläche anstößt

• Das KED-System mittig über die Wirbelsäule des Patienten so ausrichten, so dass die Bruststützteile gerade unterhalb der Achselhöhle stehen

• Beingurte von den Klettstreifen lösen, hinter Patienten hervorziehen und seitlich ablegen

• Brustgurte aus Befestigungsschlaufen nehmen und nacheinander in folgender Reihenfolge anlegen:

  • mittleren, orangen Gurt schließen und zunächst moderat festziehen

  • unteren, roten Gurt schließen und zunächst moderat festziehen

  • oberen, grünen Gurt schließen und zunächst nur leicht festziehen, um die Atmung nicht zu behindern

• ohne Wirbelsäule zu bewegen, KED-System mit Hilfe der Hebeschlaufen soweit hochzuziehen bis die Bruststützteile fest unter den Achselhöhlen sitzen

• Beckengurte auf beiden Seiten mit sägeartigen Bewegungen unter dem Gesäß und Oberschenkel hindurch zwischen die Beine des Patienten ziehen

• gegebenenfalls Polsterung vor den Genitalbereich legen

• Beckengurte schließen und festziehen bis die Gurte die Beckenknochen berühren

• Kopfpolster je nach Größe des Zwischenraumes falten

• Kopfpolster zwischen Hinterkopf und KED-System stecken, um Kopf achsengerechter Neutralposition zu fixieren

• die beiden Kopfstützteile um den Kopf des Patienten legen

• Stirngurt von vorne nach hinten unten um die Stirn des Patienten anlegen und die Gurtenden an den seitlichen Klettflächen der Kopfstützteile befestigen

• Kinngurt von vorne nach hinten oben über oberen Teil der Halskrause anlegen und die Gurtenden an den seitlichen Klettflächen der Kopfstützteile befestigen

• alle drei Brustgurte nachziehen (grün und gelb), beziehungsweise jetzt fest anziehen (rot)

Ein dritter Helfer ist nicht zwingend erforderlich, aber hilfreich zur Unterstützung von Helfer 2.

Anmerkungen

Beim Anbringen der Kopfgurte darf die Kopflage nicht verändert werden.

Beim Festziehen der Körpergurte beachten das der Patient nicht bewegt wird. Dabei ruckartige Bewegungen unbedingt vermeiden. Am einfachsten wird dies vermieden, wenn ein weiterer Helfer das Festziehen der Körpergurte unterstützt. Das Festzurren der Brustgurte muss unter Zug-Gegenzug erfolgen, da sonst der noch nicht immobilisierte Patient zur Seite des Zuges gedreht wird. Das Festziehen der Körpergurte ist besonders wichtig, weil mithilfe der Körpergurte Patient und KED-System fest miteinander verbunden werden. Nach der Lagerung des Patienten auf der Vakuummatratze unverzüglich obersten Brustgurt (rot) lockern um Atmung zu erleichtern.

Besteht nach dem Anlegen des KED-Systems Aspirationsgefahr und können die Atemwege nicht rechtzeitig durch Intubation gesichert werden, kann der im KED-System fixierte Patient bei einsetzendem Erbrechen unter Beibehaltung einer achsengerechter Position der Wirbelsäule auf die Seite gedreht werden.

Anwendbar ist das KED-System ab einem Alter von etwa acht Jahren. Bei schwangeren Frauen ist der Einsatz des Rettungskorsetts kritisch abzuwägen.

Das KED-System kann mit Wasser und einem mildem Reinigungsmittel, oder mit einem Desinfektionsmittel gereinigt werden. Vor der weiteren Verwendung gründlich mit klarem Wasser abspülen und trocknen lassen.

Um das KED-System schnell und effektiv zum Einsatz bringen zu können, muss es sorgfältig nach Bedienungsanleitung zusammengelegt im Tragesack untergebracht sein. Insbesondere müssen die Brustgurte jeweils von der Gurtzunge ausgehend zickzackartig gefaltet und in den Halterungen sicher verschlossen werden.

Nach der Anwendung eines KED-Systems ist sicherzustellen, das alle relevanten Reinigungs- und Desinfektionsvorschriften eingehalten werden.

Kontraindikationen

• Thoraxthrauma

• abdominelle Verletzungen

• fortgeschrittene Schwangerschaft

• Verletzungen im Genitalbereich

• Oberschenkelfrakturen oder -wunden

Literatur

Arbeitstechnik in Bildern