Sanitätsausbildung: Direktive supraglottische Atemwegshilfen / Herzdruckmassage und Beatmung
Thematik
In Richtlinien, Leitfäden und Literatur findet man unterschiedliche Aussagen zur Durchführung von Herzdruckmassage und Beatmung bei Verwendung einer supraglottische Atemwegshilfe (zum Beispiel Larynxmaske, Larynxtubus oder i-gel Maske).
Konkurrierende Lehraussagen
DRK Leitfaden Sanitätsdienstausbildung
... Grundsatz: Reanimation darf nur so kurz wie möglich unterbrochen werden -> kontinuierlich Thoraxkompression durch Helfer 2; Anlage und Fixierung des Larynxtubus durch Helfer 1 am Kopf; Pause für Kontrolle der Tubuslage / 'Probebeatmung'; danach Reanimation im Verhältnis 30:2! ... [1]
Algorithmus Reanimation Bezirksverband Ober- und Mittelfranken
Ein Wechsel beziehungsweise Änderung des Verhältnisses Herzdruckmassage zu Beatmung von 30 : 2 ist nicht vorgesehen. [2]
ERC Leitlinien
... Nach Platzierung eines SAD [SAD - Supraglottic Airway Device, englisch supraglottische Atemwegshilfe] soll eine kontinuierliche Thoraxkompression versucht werden, die für die Beatmung nicht unterbrochen wird. ... [3]
... Wir empfehlen, basierend auf sehr begrenzter Evidenz, eine Beatmungsfrequenz von 10/min mit durchgehenden Thoraxkompressionen, wenn der Atemweg gesichert wurde. ... [4]
AG Reanimation Internistische Intensivmedizin Klinikum Nürnberg Süd
Nach Möglichkeit soll während der Reanimation mittels Beatmungsbeutel mit Reservoir und Sauerstoff beatmet werden. Um eine sichere Oxygenierung sicher zustellen, wird bei jeder Form der Atemwegssicherung, einschließlich endotrachealer Intubation, im Verhältnis 30 : 2 reanimiert. [5]
Lehraussage BRK Sanitätsausbildung Erlanger Modell
Im Lernfeld 'Herz-Lungen-Wiederbelebung durchführen' der BRK Sanitätsausbildung Erlanger Modell wird die Herzdruckmassage und Beatmung ausschließlich im Verhältnis 30 : 2 unterrichtet, trainiert und geprüft.
Dadurch wird eine ausreichende Sauerstoffversorgung für alle Formen der Atemwegssicherung
Mund zu Mund/Nase Beatmung
Beutel-Masken-Beatmung
Beatmung mit supraglottische Atemwegshilfe
Beatmung nach endotrachealer Intubation
mit einem einheitlichen, leicht zu erlernenden Algorithmus sichergestellt.
Auf Unterrichtung der kontinuierlichen Thoraxkompression wird wegen begrenztem Nachweis des Nutzens (Evidenz) verzichtet.
Anders lautenden Anweisungen eines Notarztes im Einsatz ist Folge zu leisten.
Freigabe
Ärztlicher Programmleiter AED für die Gemeinschaften Dr. Doris RHODE, 2018-04-13
Chefarzt Dr. Peter LEDERER, 2018-05-04 (Update 2021-02-02)
stellvertretender Chefarzt Dr. Frank MURPHY, 2018-05-04
Literatur
[1] | Deutsches Rotes Kreuz (Hg.): DRK Leitfaden Sanitätsdienstausbildung (2009): 5. Aufl.Berlin: 2018, Praxisanleitungen 'P34: Larynxtubus - Hinweise für den Ausbilder', Seite 5. |
[2] | Bezirksverband Ober- und Mittelfranken (Hg.): Reanimation und automatisierte externe Defibrillation (AED) im Bereich Sanitätsdienst: Bezirksverband Ober- und Mittelfranken 2011, Kontrolle, Seite 90. |
[3] | European Research Council (Hg.): ERC Leitlinien 2015: European Research Council 2015, Kapitel 3 'Erweiterte Reanimationsmaßnahmen für Erwachsene' - Atemweg und Beatmung, Seite 783. |
[4] | European Research Council (Hg.): ERC Leitlinien 2015: European Research Council 2015, Kapitel 3 'Erweiterte Reanimationsmaßnahmen für Erwachsene' - Beatmung, Seite 795. |
[5] | Internistische Intensivmedizin Klinikum Nürnberg Süd - AG Reanimation 9/2014, Rundschreiben vom 2018-03-01: Cardiopulmonale Reanimation. |