Sanitätsausbildung: Organisation Fallbeispiel Prüfung
Wie durch die Ordnung für Aus-, Fort- und Weiterbildung im Deutschen Roten Kreuz - Teil: Sanitätsdienstausbildung mit Ergänzung des Landesverbandes BRK - Prüfungsordnung Sanitätsdienst vorgeschrieben besteht die praktische Prüfung der Sanitätsausbildung Erlanger Modell aus zwei komplexen Fallbeispielen in Teamarbeit.
Das im folgende beschriebene Verfahren stellt einen Vorschlag dar und kann vom Prüferteam, Lehrgangsleiter oder Prüfungsausschusses in Einzelheiten aktuellen Gegebenheiten angepasst werden.
Ablauf
Im Laufe der Ausbildung oder spätestens im Vorfeld der Prüfung finden sich zwei Teilnehmer als Team.
Bei Problemen der Teamfindung (zum Beispiel ungerade Teilnehmerzahl) ist die Lehrgangsleitung behilflich.
Einige Minuten vor Beginn des Fallbeispieles werden die Teilnehmer aufgerufen.
Das Team bekommt vom Vorgängerteam oder einem Prüfer die zugelassene Ausrüstung übergeben.
Das Team hat die Möglichkeit die Ausrüstung zu überprüfen und gegebenenfalls zu ergänzen.
Jedes Teammitglied hat zumindest ausreichend Einmalschutzhandschuhe passenden Größe einzustecken.
Das Team wartet vor der Tür des Prüfungsraumes, bis ein Prüfer zu ihm kommt und dem Team das Szenario vorstellt und die Rollen (Patient Agent, Scene Agent) festlegt.
Das Team arbeitet mit dem ihm zur Verfügung stehenden Material das Fallbeispiel ab:
Beurteilung der Einsatzstelle
Ersteinschätzung nach ABCDE-Schema
gegebenenfalls Notruf / Notarztruf
Lagerung des Patienten
notfallartgerechte Maßnahmen (Verband, Ruhigstellung, erweiterte Diagnose)
im Rahmen eines Fallbeispiels 'Grundausbildung' Übergabe an Rettungsdienst
im Rahmen eines Fallbeispiels 'Fachausbildung' Übergabe an Notarzt und Assistenz bei ärztlichen Maßnahmen (Infusion, Injektion, Intubation)
Alle Maßnahmen müssen wie im Realeinsatz durchgeführt werden. Benötigtes Material (zum Beispiel Verbandmittel, Eispack) darf verbraucht werden.
Neben sinnvoller Lagerung des Patienten und korrekter Durchführung der notwendigen Maßnahmen ist besonders Augenmerk auf die Kommunikation mit dem Patienten und im Team zu legen.
Bei Informationen, die nicht vom Mimen zu erfahren sind oder dem Fallbeispiel angepasst werden müssen, hilft ein Prüfer weiter (zum Beispiel Alter des Patienten, Blutdruck, Puls).
Die Verwendung von Gegenständen, die gewünscht werden, aber nicht vorhanden sind, ist mit den Prüfern abzusprechen. Bei fehlendem, in der Vorbereitungsphase nicht ergänztem Material muss das Team improvisieren.
Nach Abschluss des Fallbeispieles durch die Prüfern bringt das Team das verwendete Material in Ordnung.
Ob das Prüfungsergebnis unmittelbar bekannt gegeben wird und eine Nachbesprechung erfolgt entscheiden die Prüfer eigenverantwortlich.
Das Team übergibt dem Nachfolgeteam oder einem Prüfer das Material.
Zeitansatz
Die Dauer eines Fallbeispieles im Rahmen der praktischen Prüfung beträgt 15 bis 20 Minuten.
Bewertung
Jedes Teammitglied wird in seiner Rolle (Patient Agent, Scene Agent) bewertet.
Im Einzelnen wird jedes Teammitglied nach folgenden Gesichtspunkten bewertet:
Diagnostik: ABCDE-Schema, Untersuchung, Vorgeschichte, ...
Problemerfassung: Notruf, Eigenschutz, Ressourcen, ...
Vorgehen: Lagerung, Wundversorgung, Ruhigstellung, ...
Kommunikation: zum Patienten, im Team, Übergabe Rettungsdienst / Notarzt, ...
Gesamteindruck: Rollenverteilung, Versorgungsablauf, Sorgfalt, ...
Im Rahmen eines Fallbeispiels 'Fachausbildung' zusätzlich:
Helfer des Arztes: Vorbereitung, Assistenz, Nachbereitung, ...
Die Dokumentation der Bewertung erfolgt auf Grundlage eines vorgegebenen Prüfungsbogens ohne Notengebung mit dem Ergebnis 'bestanden' oder 'nicht bestanden'.
Für Prüfungsleistungen von Teilnehmern die die Ausbildung im Rahmen eines Schulsanitätsdienstes absolviert haben kann ein an das deutsche Schulnotensystem angelehnter Bewertungsschlüssel angewendet werden.
Auswahl
Die Fallbeispiele der praktischen Prüfung sind für den zu prüfenden Ausbildungsstand (Grund- oder Fachausbildung) ausgewählt und beschreiben Standardsituation.
Auf Stressfaktoren, wie 'Patient spricht kein Deutsch' wird verzichtet. Der Umgang mit dem KTW (be- und entladen) ist nicht prüfungsrelevant.
Der Schwerpunkt liegt auf der Kommunikation, Lagerung und Linderung von Verletzungen und Beschwerden des Patienten, sowie auf dem sicheren Umgang mit dem für Standardsituation benötigtem Material:
Grundausbildung: Blutdruckmessen und Pulsfühlen, Verbandmaterial, Sam-Splint und Stifneck
Fachausbildung: Pulsoxymeter, Schaufeltrage und Vakuummatraze, Vakuumschienen, Fahrtrage