Virtuelle San-Arena Erlangen

Praxisanleitung: Amputat versorgen

Um größtmögliche Chancen zur erfolgreichen Replantation zu erhalten (im Rettungsdienst auch aus juristischer Verpflichtung) ist ein abgetrenntes Körperteil sicherzustellen und adäquat zu versorgen.

Indikation

• Amputationsverletzung

• Abtrennung größerer Hautteile (zum Beispiel Skalpierungsverletzung)

Material

• Einmalschutzhandschuhe

• Verbandtuch

• Replantat-Beutel (zwei wasserdichte Plastikbeutel)

• Wasser

• Kühlmittel (zum Beispiel Eiswürfel, Sofort-Kältekompresse, Tiefkühlkost, Schnee)

Durchführung

• gegebenenfalls Patienten ablenken / ablenken lassen

• Amputat wie vorgefunden in sterilen Verbandtuch einschlagen

• eingehülltes Amputat in inneren (ersten) Beutel legen

• inneren (ersten) Beutel fest verschließen

• gegebenenfalls ersten Beutel in zweiten Beutel legen

• äußeren (zweiten) Beutel gut zur Hälfte mit Wasser füllen

• äußeren (zweiten) Beutel Kühlmittel zugeben

• äußeren (zweiten) Beutel verschließen (Verschlussstelle des inneren Beutels soll aus der des äußeren Beutels hervorragen)

• versorgtes Amputat sicherstellen

Abbildung: Zwei-Beutel-Methode zur Kühlung eines Amputats

Anmerkungen

Amputat während der Versorgung nicht säubern oder abwaschen.

Auch größere Hautteile können entsprechende versorgt werden.

Erstversorgung und Stabilisierung der Vitalfunktionen des Patienten sind vorrangig durchzuführen. Die Suche nach dem Amputat darf die Versorgung des Patienten nicht verzögern. Falls das Amputat oder Teile davon nicht sofort auffindbar sind, müssen eventuell Dritte (Polizei, Feuerwehr) zur Suche hinzugezogen werden.

Die optimale Temperatur für Lagerung und Transport ist 4° Celsius, die mit einem Verhältnis 1 : 1 von Wasser und Kühlmittel erreicht werden kann. Das Amputat darf nicht direkt mit der Kühlflüssigkeit in Kontakt kommen.

Die Entscheidung zur Replantation kann immer erst nach erfolgter Erstversorgung und speziellen Untersuchungen in einer geeigneten Klinik getroffen werden. Auch wenn eine Replantation nicht möglich ist, können oft Haut, Knochen und Weichteile des Amputats zur Versorgung des Wundstumpfes verwendet werden.

Im Rettungsdienst und vielen Betrieben werden Replantatbeutel und spezielle Kältepackungen vorgehalten. Dies erspart eine improvisierte Kühlung des Amputats durch zwei Plastikbeutel und Eiswürfel.

Fehlerquellen

• Das Amputat darf auf keinen Fall eingefroren werden oder direkten Kontakt zur kühlenden Substanz haben.

• Reinigung der abgetrennten Gliedmaße und dadurch Schädigung von Gefäßen und Nerven.

Literatur

Arbeitstechnik in Bildern